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Montag, 6. Februar 2012, 09:33

TEST: Silpheed (PC - DOS, Apple II GS)

Wenn wir mal alle ehrlich sind, hat es der PC-Spieler teilweise nicht wirklich leicht. So manches Genre ist auf diesem System einfach nicht so toll vertreten, wie auf den Konsolen. Prügelspiele, oder zu neudeutsch Beat’emUps sind so eines, das andere sind Shoot’emUps oder auch Shmups. Kaum eines der zahlreichen Serien, wie Gradius, Darius oder R-Type wagte den Sprung auf die Heimrechner. Es gab aber eine Ausnahme: Silpheed. Es handelt sich um ein Spiel aus der Frühzeit der Spieleschmiede Game Arts, welche schon mit Thexder auf sich aufmerksam machte. Nach den Japanexklusiven Computersystemen Fujitsu FM-7 und der NEC PC-88-Reihe, übernahm Sierra die Aufgabe, es auch auf Systeme zu konvertieren, welche auch außerhalb des Landes der aufgehenden Sonne zahlreich vertreten waren. So wurde es Ende der 80er, neben den sog. IBM-kompatiblen DOS-Systemen, auch für den Apple II GS konvertiert. 1993 kam der letzte Schritt: Game Arts gelang der Sprung auf eine 16-bittige CD-Konsole, das Sega Mega-CD. In meinem Test konzentriere ich mich auf die PC- und Apple-Version, da ich leider Gottes niemanden kenne, der einen FM-7 und/oder einen PC-88er besitzt und sich der Segaport leider etwas zu weit vom Original entfernte.


Es war einmal vor langer Zeit, in einer weit entfernten Galaxie
Im Jahre 3032 wurde in unserem Sonnensystem ein fremdartiges Raumschiff entdeckt und auf die Erde gebracht, um es zu untersuchen. Die Erkenntnisse flossen in die Entwicklung neuer Raumschiffe und bald schon bevölkerte die Menschheit die halbe Milchstraße. Xacalite, ein ruchloser Terroristenanführer nutzte diese Technologie, um selbst ein Raumschiff zu bauen, die Gloire, einen riesigen Zerstörer; sozusagen die Bismarck oder Yamamoto unter den Schlachtern. Sein Plan, die gesamte Union der terrestrischen Kolonien zu unterwerfen, rief Yggdrassil, den übermächtigen Supercomputer auf den Plan, welcher einen einzigen Piloten auswählte. Als Kampfwaffe sollte der gerade fertig gestellte Prototyp des SA-08 mit dem Spitznamen Silpheed zur Verfügung stehen.


Mal etwas Neues
Bei Silpheed handelt es sich um einen astreinen Vertikalshooter, ähnlich Capcoms 1942. Allerdings gibt es etwas, was das Game-Arts-Spiel so wohltuend von all den anderen Ballerspielen unterscheidet: es besitzt eine Anzeige, welche den Zustand des Schildes und Schiffes angibt, der Spieler ist also nicht gleich beim ersten Treffer tot. Dafür sind die Gegner fast überall und es ist ein wenig kniffliger. Der Anstieg des Schwierigkeitsgrades ist anfangs noch ziemlich flach, doch ab Level 4 zieht dieser etwas an und spätestens ab Stufe 6 wird es fast übermenschlich. Unterwegs stehen auch PowerUps zur Verfügung, welche die Wendigkeit erhöhen, die Waffen erstärken lassen oder die Schilde wieder auffrischen.


Eingängige Steuerung

Schönes Detail beider Versionen ist die Tatsache, dass es dem Spieler frei steht, welche Art der Steuerung dieser bevorzugt. Tastatur oder Joystick. Dabei ist es eingängig, wie eigentlich jeder Shoot’emUp.


Ein großer Schuss Tiefe
Eines der herausstechendsten Merkmale dieses Spiels, ist die Grafik. Während die Genrekollegen sich mit Zweidimensionalität zufrieden gaben, programmierte Game Arts eine Engine, die das Maximum herausholte aus einem Minimum an Systemanforderung. Alle Schiffe sind in feister Polygongrafik gehalten, was auch schon das Intro sehr schön hervorhebt; lediglich Asteroiden und Effekte sind in 2D, was aber kaum auffällt. Durch die leicht in Flugrichtung geneigte Kamera entsteht sogar ein räumlicher Effekt, was Silpheed sogar noch weiter von der Konkurrenz abhebt. Auf dem Apple II GS, wie auch PC ist die optische Präsents eine Wucht und auch die Farbvariation lässt keine Wünsche offen.


Viele Soundstandards
Schon bei der Installation auf dem PC fällt auf, dass viele Soundkarten unterstützt werden. Von AdLib, über den Game Blaster, Yamaha FB-01 (welche ich nicht kenne), die IBM Musik Feature Card und Tandy- bzw. PCjr-Sound, wird sogar die Roland MT-21 und MT-100-Soundkarte unterstützt. Da der Test-PC leider nur eine AdLib-Soundkarte installiert bekam, kann ich nicht mit aller Sicherheit sagen, wie fantastisch sich die Roland anhört. Aber im Internet lassen sich viele Stücke anhören und es klingt absolut unglaublich gut. Zwar gibt es auch die Möglichkeit, den Monospeaker anzusprechen, hört sich aber grauenvoll an und sollte die letzte Möglichkeit sein, falls gar nichts klappt.
Auch auf dem Apple ist der Sound fantastisch und trägt sehr zur Stimmung bei. Die Quantität, wie auch die Qualität der Musik kann überzeugen und beweist die Liebe zum Detail, welche diesem Spiel zu Teil werden ließ.


Installation und Systemvoraussetzungen
Auf dem Apple muss Silpheed nicht installiert werden. Einfach Diskette rein, fertig.
Auf dem PC ist das leider nicht ganz so einfach. Die zwei 5,25 Zoll Disketten beinhalten alles, was man so braucht. Außer der Festplatte, lässt sich das Spiel auch auf 3,5 und weiteren 5,25 Zoll Disketten installieren. Das kommt daher, dass damals nicht jeder PC auch eine Festplatte besaß; heute schwer zu glauben, aber so war es. Außerdem war darauf zu achten, mindestens 512 kB RAM eingebaut zu haben, 640 kB wären aber sinnvoller. Als Prozessor reicht eigentlich der Intel 8088, aber erst bei einem 80286 mit mindestens 10 MHz macht es richtig Spaß. Eine EGA-Grafikkarte sollte eigentlich Pflicht sein, sogar der MCGA-Standard wird unterstützt, dafür gibt aber lediglich eine Hand voll GraKas.


DOSBox und virtuelle Maschinen
Wer nicht den Platz für einen Steinzeit-PC besitzt, sollte zu DOSBox greifen. Dieser DOS-Emulator emuliert eigentlich fast alles, was der DOS-Spieler begehrt. Die Unterstützung vieler Soundkarten (außer der Roland) und die Fähigkeit, auch einen Tandy und PCjr. vorgegaukelt zu bekommen, macht dieses Programm zur ersten Wahl für Spieler. Wichtig ist noch, ein altes 5,25 Zoll Diskettenlaufwerk eingebaut zu haben, was sogar Windows 7 noch unterstützt.
Leider machen VirtualPC und Konsorten keinen guten Eindruck. Das kommt daher, dass lange nicht alle überhaupt DOS als System unterstützen. Spätestens beim Sound macht sich Ernüchterung breit. Viele klingen knarzig, nerven mit Verzerrungen oder das Spiel startet überhaupt nicht.


Fazit
Silpheed war ist und bleibt eines der besten Shmups überhaupt, da beißt die Maus keinen Faden ab. Für mich ist dieses Game-Arts-Spiel der beste Beweis dafür, zu was der PC damals im Stande war, wenn man es verstand, diesen auch richtig zu Programmieren. Jeder, der sich nur ein kleinwenig für dieses Genre interessiert und auch außerhalb der abgetrampelten Pfade bewegen möchte, muss einfach beherzt zugreifen. Ob PC oder Apple II GS ist egal, Spaß macht es auf beiden Systemen.


Meine Wertung:
spitze


© 2012, by Doktor Hachi Roku


P.S.: Ich möchte mich herzlich bei Oids und Der Marder bedanken, für die Leihgabe Ihrer Systeme; vor allem bei Marder, der eine große logistische Leistung auf die Beine stellte und seine halbe Rechnersammlung zur Verfügung stellte, darunter seinen heiß geliebten IBM 5170.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Dr. AE86« (18. Februar 2013, 02:33)


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2

Montag, 6. Februar 2012, 11:19

Das Spiel klingt gut. Die Berwertung wie immer TOP! DANKE


3

Montag, 6. Februar 2012, 12:39

Nur weil's alt ist, heißt es nicht, dass es schlecht sein muss.

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4

Montag, 6. Februar 2012, 20:56

Sorry ist es den so rübergekommen? :wtf: Das wollte ich nicht damit sagen, nur das ältere games wie wir wissen mehr fesseln konnten als aktuelle. zumindest geht es mir so.


5

Montag, 6. Februar 2012, 20:59

Ein wenig so rübergekommen, ja. ...zumindest mir. Aber macht nix, war ja nicht bös' gemeint. Ich finde generell, dass bis 2004 mehr Hits rausgekommen sind, als heute, oder mein' ich das bloß?

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Montag, 6. Februar 2012, 21:03

Nein, da stimme ich dir 100% bei, da mach ich doch gleich ne Umfrage auf :)


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