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Montag, 22. März 2010, 09:12

TEST: Sega GT (PC - Windows)

Als 1998 Polyphony Digitals Gran Turismo erschien, beeinflusste es die Rennspielszene, wie kaum ein anderes Spiel dieser Gattung zuvor und der Erfolg gab den Entwicklern rund um Yamauchi, Kazunori Recht. Millionenfach ging die in Fachkreisen bald lediglich GT bezeichnete schwarze Scheibe über den Ladentisch und verhalf der Sony Playstation, für die sie exklusiv erschien, zu neuen Verkaufsrekorden. Nicht gerade wenig Interessenten kauften sich diese Konsole nur wegen dieses einen Spiels. Klar, dass da andere nicht nachstehen wollten. Fortan trugen viele konsolenexklusive Rennpiele ein GT im Namen. GT64 für Nintendos 64-biter oder GT Advance sind lediglich zwei Beispiele. Oder die Entwickler anderer Firmen übernahmen das Prinzip, wie es auch Electronic Arts mit Need for Speed - Brennender Asphalt bewies. Als Ende der 90er die Sega Dreamcast erschien, wollten die Verantwortlichen nicht ins Hintertreffen geraten und kreierten kurzer Hand ihre eigene Vorstellung eines Spiels, nach dem Muster des Vorbilds. Heraus kam Sega GT. Aber anders, als das Vorbild, erschien Sega GT auch auf den PC und um diese Version geht es hier.


Autos in Eigenregie
Wie bei Gran Turismo, gilt es Wagen zu kaufen, Rennen zu fahren, Geld zu gewinnen und dieses wieder auszugeben, um den Wagen etwas besser zu machen oder sich einen neuen zu besorgen. Darüber hinaus gibt es noch die Möglichkeit, sich seinen eigenen Wagen bauen zu lassen. Bei der imaginären Firma „Carozzeria“ kann sich sein ganz persönlicher Wunsch erfüllt werden. Zur Auswahl stehen verschiedene Hubräume, Zylinderbauarten, Antriebskonzepte und Karosserien, um seinem Geschmack und/oder Geldbeutel das passende Fahrgestühl zu zimmern. Hubraum spielt auch sonst eine wichtige Rolle, denn es wird in verschiedenen Hubraumklassen gefahren. Das heißt, dass man nicht in die Verlegenheit kommt, schon am Anfang, mit seiner 660 cm³ Nuckelpinne, gegen einen AE86, FD3S oder BNR34 bestehen zu müssen. Falls man aber doch die Schnauze voll, von den Kleinwagen hat und in die höheren Klassen aufsteigen möchte, bleibt einem aber nichts anderes übrig, als Lizenzen zu erwerben. Aber anders, als in Gran Turismo, muss der geneigte Aufsteiger nicht einzelne Prüfungen ablegen, wie das richtige Durchfahren einer Kurve oder zielgenaues Bremsen, sondern ganze Strecken absolvieren. Klingt polyphonys Methode schon schwierig, ist sie hier noch einmal fordernder. Aber keine Angst: die Zeitrahmen sind human und eine Lektion gilt nicht als gescheitert, findet man sich neben der Strecke wieder. Schwer ist es jedoch die Bestzeit zu knacken, dann kann an den jeweiligen Werks-Cups teilgenommen werden. Das bringt noch mal Schotter und einen tollen Bonuswagen. Innerhalb der Klassen gibt es noch mal besondere Anforderungen an die Wagen, wie z. B. nur Sauger oder serienmäßige Wagen, sodass nicht mit einem Wagen alles gefahren werden kann und man so gezwungen ist, mehrere Vehikel in seiner Garage zu parken, was aber in diesem Fall nichts Schlechtes ist. Dem Sammeltrieb des Autofans steht eigentlich kaum etwas im Wege. Aber, alles in allem, ist es doch etwas schnell durchgespielt, da wäre mehr auch wirklich mehr gewesen.


Fehlendes Analog
Das Fahrverhalten ist trotz der direkten Konkurrenz zu Gran Turismo arcadelastig ausgefallen. Die Dreamcast-Version profitiert von den vollanalogen Schultertasten, welche eine Feindosierung von Gas und Bremse möglich machen. Auf dem PC ist das aber leider nur mit einem, ebenso analogen Joypad oder Lenkrad möglich - sollte man meinen. Beim Ausprobieren mit verschiedenen Joypads fiel mir auf, dass KEINES auch nur annähernd die analogen Tasten unterstützte, auch einige Lenkräder gingen nicht - ärgerlich.
Negativ ist auch, dass die Fahrzeuge zum Teil ein relativ unrealistisches und überhaupt nicht nachvollziehbares Fahrverhalten an den Tag legen können. Dies kommt vor allem bei getunten Wagen zum Zug. Die Kupplung beginnt dann nämlich oft zu Schleifen und bei der Einkuppelphase sind sie schwer zu beherrschen: Fronttriebler beginnen dann übertrieben über die Vorderräder zu ziehen und Hecktriebler, insbesondere Mittelmotorwagen, fangen dann an mit dem Heck zu schieben, was sogar in einem Dreher enden kann. Auch das Verhalten der Federung ist oft nicht ganz nachvollziehbar. Kommt dann beides zusammen, sind tänzelnde Hinterteile und/oder Berührungen mit der Streckenbegrenzung nicht ausgeschlossen.
Negativ fällt aber auch die KI ins Auge, die fast sturheil seine Linie fährt, ohne wirklich auf die anderen Acht zu geben. So kann es vorkommen, dass sich der erst- und zweitplatzierte gegenseitig raushauen und die nachfolgenden fast ungebremst reinrasseln. Kommt dann noch hinzu, dass man zu den letzteren gehört, kann das Rennen schon gelaufen sein, ohne dass es überhaupt richtig begonnen hat. Aber keine Sorge, man hat, in jedem Fall, noch die Möglichkeit auf Pause zu drücken und das Rennen wieder von vorne zu starten.


Hier fehlt was
Auf der Dreamcast sieht das Spiel ziemlich gut aus. Die Reflektionen sind schön anzuschauen und die Wagen geizen nicht mit Texturen. Allerdings hätten die Programmierer bei der Polygonzahl gerne noch eine Schippe drauflegen können, denn viele Wagen sehen ziemlich kantig aus. Die Umgebungen wirken etwas steril und wenig lebendig, aber wenigstens geizen auch diese nicht mit zum Teil netten Details.
Auf dem PC scheint aber die Grafik-Umkonvertierung mächtig in die Hose gegangen zu sein. Da der NEC PowerVR-Chip der Dreamcast, dank seiner revolutionären Technologie, keinen Z- und/oder W-Puffer braucht, musste dieser für die Grafikkarten der Heimrechner hinzugefügt werden. Da liegt auch einer der Kritikpunkte: vielerorts sieht es so aus, als ob die blickwinkelbezogene Polygonüberschneidung nicht richtig in Szene gesetzt ist und Sachen, die eigentlich verdeckt sein sollten, sind sichtbar und umgekehrt (hier wäre eine NEC PowerVR-Grafikkarte empfehlenswert, aber wer hat die schon/noch?). Auch das Vertex-Lightning ist total verhunzt bzw. so gut wie gar nicht vorhanden, genauso nette Partikeleffekte oder Scheinwerfer- und Bremslichtkegel.


J-Pop
Mann, wann lernen die Japaner endlich, dass die meisten Europäer kein nerviges Pseudo-J-Pop-Gedudel leiden können? Nervige Menü- und Rennmusik verderben den Spielspaß. Auch die Motorsounds klingen einfach nur flach und synthetisch. Einzig die Boxer-Subarus und so mancher 3- und 6-Zylinder weiß zu überzeugen - der Rest jedoch nicht.


Versionsunterschiede
In Japan läuft dieses Spiel unter der Bezeichnung „Sega GT – Homologation Special“ und besitzt nur einheimische Wagenfirmen und somit nicht die Renault-Sport-Clio-V6-Meisterschaft. Dafür gibt es bei Carozzeria ein paar Karosserievarianten mehr, zwischen denen man sich entscheiden kann.


Fassen wir zusammen
Hier stimmt eigentlich nichts: die Grafik ist lange nicht so gut, wie auf der Dreamcast, die Musik nervt und auch die Steuerung ist bei weitem nicht so gut, die bei Gran Turismo. Schade eigentlich, denn Sega GT hätte wirklich gute Anleihen gehabt, sich der Krone zu bemächtigen. Auf der Dreamcast ist das Spiel noch einigermaßen erträglich, doch auf den Windows-Rechnern wurde es total verhunzt.


Meine Wertung:
doof


© 2010, 2013, by Doktor Hachi Roku

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Dr. GDI« (5. Juni 2013, 01:17)


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Mittwoch, 5. Juni 2013, 01:17

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