Resident Evil Beta Board

[SIZE=6]Lunar Silver Star Harmony (PSP)[/SIZE]

Lunar ist eine magische Welt, beschützt von legendären Kriegern, den sogenannten Dragonmasters, die der Göttin Althena mit der Unterstützung der vier Drachen seit zahllosen Generationen dienen.
Doch vor fünfzehn Jahren verschwand der letzte Dragonmaster, Dyne, unter mysteriösen Umständen und die Göttin Althena hörte auf, sich ihren Kindern zu zeigen. Seit dieser Zeit herrscht Schweigen im Goddess Tower und auch ein neuer Dragonmaster wurde noch nicht gefunden.
In dieser schwierigen Zeit, greift ein Mann, der sich selbst Magic Emperor nennt, nach der Macht um sich alle Bewohner Lunars Untertan zu machen.

In dem abgelegenen Ort Burg, wo man von den Gerüchten um den Magic Emperor noch nichts gehört hat, träumt ein Junge namens Alex seit er denken kann davon, seinem großen Helden Dyne nachzueifern und selbst ein Dragonmaster zu werden.
Als er mit seinem besten Freund Ramus, seiner Kindheitsfreundin Luna und seinem fliegenden, katzenähnlichen "Haustier" Nall aufbricht, um in der nahe gelegenen White Dragon Cave nach einem wertvollen Diamanten zu suchen, ahnt er nicht, das dies nur der Auftakt zu einem Abenteuer ist, das ganz Lunar für immer verändern wird...


Story
Beginnend mit dieser recht harmlosen Schatzsuche, entfaltet sich mit der Zeit eine fesselnde Geschichte von epischem Ausmaß.
Und obwohl die Story kontinuierlich vorangetrieben wird, bleibt das Erzähltempo ruhig und lässt genügend Freiraum für "Nebensächlichkeiten". Der wahre Charme dieses Spiels entfaltet sich erst dann, wenn man sich die Zeit nimmt, die Welt von Lunar genau zu erkunden. Wer mit den zahlreichen NPCs mehrfach und zu unterschiedlichen Zeiten spricht, wird mit jeder Menge Hintergrund-Infos, interessanten Geschichten und reichlich Humor belohnt.

Es wird zwar tief in die Kiste der Rollenspiel-Klischees um Liebe, Freundschaft, Vertrauen und dergleichen gegriffen, der moralische Holzhammer oder übertriebene Theatralik bleiben dabei aber glücklicherweise aus, wodurch Story und Charaktere jederzeit glaubwürdig und sympathisch bleiben.
Kenner der alten Versionen dürfen sich zusätzlich über einen völlig neuen Prolog freuen, in dem man kurzzeitig in die Rolle der Vier Helden schlüpfen darf. Dieser ist schön stimmig inszeniert und bietet auch eine gut gelungene Überleitung zum Anfang des eigentlichen Spiels.


Gameplay, Kampf und Charakterentwicklung
Ganz klassisch lenkt man seine Heldentruppe aus der Vogelperspektive durch Städte und Dungeons. Man spricht mit den vielen NPCs, kauft Ausrüstung und Gegenstände in den entsprechenden Geschäften und verfolgt das Geschehen in Textboxen. Bei wichtigen Personen werden hierbei Emotionen in Form von verschiedenen Charakter-Bildern mit unterschiedlichen Stimmungen verdeutlicht.

Ganz typisch für ein RPG, müssen die Charaktere gegen allerlei Gegner kämpfen, um stärker zu werden. Die aus einigen anderen RPGs bekannten Zufallskämpfe gibt es allerdings nicht. Alle Gegner sind jederzeit auf dem Bildschirm sichtbar, laufen herum und greifen auch von allein an, wenn sich die Party in ihre Reichweite begibt.

Gekämpft wird dann in einem speziellen Kampfbildschirm . Zu Beginn jeder Kampfrunde wählt man eine Aktion für jeden der Charaktere aus, die dann – Gegner eingeschlossen – der Reihe nach agieren. Die Reihenfolge wird vom Agility-Wert jedes Kampfteilnehmers bestimmt, was die Kämpfe taktisch anspruchsvoller gestaltet, da man nie so recht weiß, wann der Gegner am Zug ist.

Zudem lassen sich bis zu drei Taktiken vorprogrammieren. Dazu legt man im entsprechenden Menü eine Aktion für jedes Gruppenmitglied fest und kann diese Taktik dann bequem abrufen. Dies eignet sich besonders gut für spezielle Situationen wie Bosskämpfe, in denen man öfters hintereinander die gleichen Eingaben machen würde, oder aber für den Kampf gegen schwächere Gegner, in denen ohnehin nur jeder eine normale Attacke anwenden müsste.
Ganz mutige Recken können auch noch die KI für sich kämpfen lassen. Diese lässt sich entweder für die ganze Gruppe anwenden, oder nur für einzelne Mitglieder.
Leider verhält sich die KI meist ziemlich übertrieben und so werden oft unnötig wertvolle Skillpunkte und viel zu starke Gegenstände verbraucht.
Für jeden Kampf gibt es RPG-typisch Erfahrungspunkte, durch die die Charaktere höhere Level erreichen und stärker werden.

Gegnervorkommen und –verteilung sind dabei so gut ausbalanciert, das man den optimalen Level stets gut allein dadurch erreichen kann, jeden Gegner eines Gebiets zu bekämpfen. Stundenlanges aufleveln ist nicht nötig, wodurch auch der Spielfluss nicht gestört wird.
Weitere Verbesserungen der Charakterstatistiken lassen sich – ebenfalls RPG-typisch – durch das Anlegen von ständig besseren Waffen, Rüstungen und Accessoires erreichen.


Setting und Atmosphäre
Lunar ist auf den ersten Blick eine recht einfach gestrickte Welt. Viele kleinere und größere Orte mit all ihren lokalen Eigenheiten, tiefe Wälder, markante Bergpässe, dunkle Höhlen...

Beim näheren Hinsehen und genaueren Umsehen bemerkt man aber schnell, das hinter all dem ein komplexes und gut durchdachtes Universum steht, mit vielen Mythen und Legenden, die den geneigten Spieler schnell in ihren Bann ziehen. Die Welt von Lunar steckt voller Magie, obwohl nur ein verhältnismäßig kleiner Teil ihrer Bewohner sich diese auch zunutzen machen kann. Neben legendären Helden, mächtigen Magiern, Drachen und Hexen, sind die allermeisten Menschen einfach nur normale Leute. Handwerker, Kaufleute, Bauern, Nomaden, die bereitwillig der aufstrebenden Heldentruppe auf der Durchreise von all ihren Alltäglichen Schwierigkeiten erzählen oder ihren Senf zu den neusten Ereignissen und Gerüchten hinzugeben. Das sorgt oft genug für lustige Dialoge und eine angenehm vertraute Atmosphäre.


Grafik und Sound
Wie bereits in den früheren Versionen erkundet man die Städte und Dungeons in klassischer 2D-Perspektive. Für dieses Remake wurde jedoch noch einmal kräftig an der Grafikschraube gedreht, wodurch Silver Star Harmony besser aussieht denn je. Hintergründe und Figuren sind sehr detailreich und fein. Das fällt besonders im direkten Vergleich zur Playstation-Version auf.

Zudem wurde auch der Aufbau sämtlicher Städte und Dungeons geändert, weshalb auch die routiniertesten Lunar-Veteranen viel neues zu erkunden haben. Das der Umfang dabei durchgehend um einiges verkleinert wurde, fällt dabei allerdings nicht negativ auf. Immerhin handelt es sich hierbei "nur" um ein Handheld-Spiel und die betreffenden Gebiete sind auch so noch groß genug.

Die zahlreichen Anime-Cutscenes (insgesamt immerhin fast eine Stunde) blieben unverändert. Verbesserungen waren hier aber auch nicht nötig, da das Studio Gonzo (Unter anderem auch Hellsing, Gantz, Afro Samurai, das Musikvideo zu "Breaking the Habit" von Linkin Park... ) hier bereits 1996 für die Sega Saturn-Version exzellente Arbeit geleistet hat. Die flüssigen Animationen und gekonnte Darstellung überzeugen auch heute noch.
Der OST wurde komplett digital überarbeitet und klingt schön klar und frisch. Die Stücke passen stets sehr gut zu Situation und Umgebung und unterstreichen die jeweilige Atmosphäre optimal.
Lediglich die Sprachausgabe hat im Vergleich zur vorherigen Version etwas abgenommen. Die Sprecher sind zwar durchaus passend, klingen aber gelegentlich ein wenig lustlos. Die grandiose Qualität der Playstation-Version wird zwar längst nicht erreicht, vorzeigbar ist LSSH in dieser Hinsicht aber dennoch allemal

Sidequests und Spielzeit
In Sachen Sidequests wird auf Qualität statt Quantität gesetzt.
Eine Reihe von speziellen Schatztruhen zu finden mag ja noch einfach sein, und die Suche nach ein paar geheimen Cutscenes schon etwas schwieriger... eine richtige Herausforderung hingegen ist die Suche nach insgesamt 13 gut versteckten Items, den sogenannten Bromides. Deren praktischer Nutzen ist zwar sehr gering, doch als Gegenstände benutzt, zeigen sie hübsche verspielt-aufreizende Bilder der jeweiligen weiblichen Charaktere.

Um diese zu bekommen ist es meist nötig, zu bestimmten Zeiten mit der richtigen Person zu reden. Teilweise muss man auch beizeiten schon bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen um später den entscheidenden Dialog auslösen zu können. Keine leichte Aufgabe, aber machbar, wenn man sich nur genug Zeit nimmt.
Daher kann die Spielzeit ziemlich stark variieren. Erledigt man nur das nötigste, sieht man den Abspann nach ca. 30-35 Stunden. Will man alles ganz genau erkunden, die Sidequests erledigen oder auch alle Charaktere bis zum Maximum aufleveln, kann man schon eher 70+ Stunden einplanen.

Übergangenes Europa
Gerade weil Lunar Silver Star Harmony ein so gelungenes Spiel ist, ist es sehr schade, das es erneut kein Europa-Release gibt. Wie schon sämtliche Versionen zuvor, sind nur Japan und Nordamerika bedacht worden.
Glücklicherweise verzichtet die PSP aber auf Regionscodes, weshalb dies – Internet sei dank – kein Problem sein sollte.

Demo und Collectors Edition
Wer über einen US- oder Japan-Account im Playstation Network verfügt, kann sich im Playstation Store die Demo zu Silver Star Harmony kostenlos herunterladen.
Spielt man diese durch und legt eine "Demo Clear Data"-Speicherung an, kann diese zu Beginn des Spiels geladen werden. Dadurch erhält man bereits sehr früh im Spiel eine Waffe, die normalerweise erst sehr viel später verfügbar wäre.
Für Sammler ist auch eine Collectors Edition erschienen, die neben dem Spiel zusätzlich einen Soundtrack und 13 hübsche Bromide-Cards enthält.

Fazit
GameArts und Japan Arts Media haben sich alle Mühe gegeben, basierend auf der Sega Saturn-Version, das beste aus allen Versionen in dieses Spiel zu übernehmen.
Das Ergebnis ist ein wunderschönes RPG, das mit seinem unvergleichlichen Charme locker so manches moderne RPG in den Schatten stellt.

Wer klassische RPGs mag und bisher noch kein Lunar gespielt hat, sollte auf jeden Fall zugreifen. Aber auch Kenner der vorherigen Versionen bekommen dank der Änderungen noch genug neues geboten, um bedenkenlos zugreifen zu können.
Eine wundervolle 9,8/10