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Dienstag, 3. November 2009, 21:36

TEST: Enthusia Professional Racing (Playstation 2)

Für lange galt Polyphony Digitals Gran Turismo-Reihe als Gradmesser für das Genre der Rennsimulationen und der Erfolg gab den Machern hinter Yamauchi, Kazunori recht. Doch der Thron begann schon bald zu wackeln, denn auch andere Firmen begannen ihre eigene Interpretation eines GT-Konkurenten zu basteln. Auf der alten X-Box hatten die Interessenten gleich zwei Spiele dieser Art: Sega GT 2002 und Forza, doch auf der Playstation 2 war GT lange allein auf weiter Flur. Doch das sollte sich bald ändern, denn auch Konami hatte ein heißes Eisen im Feuer, über das sich viele das Maul zerissen und auch die ersten Bilder sahen mehr als vielversprechend aus. Doch leider waren nach Erscheinen von Enthusia Professional Racing die Fachmagazine nicht ganz einer Meinung. Bewertungen von "Einfach genial" über "Fährt sich, wie auf Schmierseife" bis hin zu "A pain in the arse!" waren alle vertreten. Auch die Spielgemeinschaft zu Hause war sich oft nicht ganz schlüssig. Während Enthusia die einen feierten und dessen Vorzüge lobten, legten es die anderen beiseite und ließen es verstauben oder verfluchten es sogar. Was war der Grund dafür?


Die Vielfalt macht's
Die meisten Rennspiele stürzen sich ausschließlich auf Sportwagen oder wenigstens auf Alltagswagen mit sportlichen Ambitionen. Nur vereinzelt erblickt ein kleiner Schwächling vom Schlage eines FIAT 500 oder Subaru 360 das Licht der Spielwelt. Nicht so bei Enthusia. Die Entwickler schienen ihr Augenmerk mehr auf ein mehr als weit gefächertes Angebot zu setzen, welches auch langsamere Kombis, Pampersbomber - auch Vans genannt und große und schwere Geländewagen beinhaltet. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich unter den Wagen auch Namen finden lassen, wie Mercedes-Benz G500 L, Toyota Landcruiser 100, Cadillac Seville STS oder auch Toyota Estima Hybrid. Ein so großes Angebot an verschiedenen Wagen bietet sonst keiner. Auch Klassiker wie der E-type von Jaguar, der Datsun Bluebird 1600 SSS (P510) oder der immer noch Feuer legende Abarth 1000 TCR sind mit von der Partie. Allerdings ist die schiere Anzahl an Wagen nicht ganz so überwältigend, wie seinerzeit bei Gran Turismo 4, nervt aber nicht mit einer vielzahl verschiedener Versionen des ein und des selben Autos.
Auch bei den Strecken gibt es eine Menge Abwechslung, denn neben imaginären Stadtkursen, warten auch die Nordschleife und Tsukuba auf denjenigen, der sich traut. Auch Staubpisten sind vertreten, allerdings deren lediglich zwei, dafür überrascht die Wüstenstrecke mit einem Verlauf-Zufallsgenerator auf. Jedes mal fährt sich der Dünenkurs ein wenig anders. Für Fans, die es lieben, enge und gefährliche Serpentinen zu nehmen, ließ sich Konami etwas besonderes einfallen: Dragon Range. Diese ebenfalls erfundene Strecke ziehlt auf all diejenigen, welche schon immer mal mit einem panda-farbenen Trueno, gelben FD, schwarzen R32 GT-R oder roten Cappuccino eine Tohge hinauf oder herunterbrettern wollten, um so ihren Idolen aus Initial D ein gutes Stück näher zu sein. Außerdem ist es ebenfalls möglich wirklich alle Kurse auch rückwärts zu befahren - auch die Nordschleife - was einen besonderen Reiz ausmacht, denn bei keinem anderen Spiel auf dem Markt ist/war das möglich. Allerdings ist die Anzahl der Kurse eine ganze Ecke niedriger, als beim Hauptkonkurenten aus dem Hause Polyphony Digital.


Nix da mit Kaufen
Dem Spieler stehen zu anfangs, lediglich eine Hand voll Wagen zur Verfügung, mit diesen dieser versuchen muss, die Spitze der Enthusia-Rangliste zu erreichen. Je besser sich der Fahrer anstellt, umso schneller steigt dieser in Richtung nach oben. Das geht nur, indem man Rennen bestreitet, doch ist das sogenannte Enthu-Punktesystem eines der vielschichtigsten, die es jemals in einem Rennspiel gab. Anstatt immer nur zu Gewinnen, geht es lediglich nur darum, so weit wie möglich nach vorne zu kommen, ohne gleich unbedingt gewinnen zu müssen. Das ist auch nötig, denn mit einem 30-PS-Käfer oder der Charlston-Ente gegen einen von Alois Ruf aufgemotzten Porsche 993 Turbo oder einem Nismo R34 GT-R Z-tune zu bestehen ist ein Ding der Unmöglichkeit. Genau so gut könnte man auch mit einem Stock bewaffnet gegen eine nuklear bestückte Supermacht antreten; das überlebt keiner, außer vielleicht Chuck Norris. Also dachte man sich bei Konami ein Punktesystem aus, welches für ein wenig Ausgleich sorgt. Kommt der Spieler mit einem schwachen Auto weit nach vorne hagelt es mehr Punkte, als mit einem Dampfhammer Sieger zu werden. Punkte werden aber nur vergeben, wenn der Spieler nicht auf der letzten Position landet. Beendet man das Rennen mindestens auf dem vierten Platz kommt ein neues Auto hinzu, das ab sofort in der Garage bereitsteht. Das geschieht aber nach dem Lottoprinzip. Alle am Rennen beiteiligten und noch nicht erlangten Wagen werden heruntergespult und der Spieler kann per Drücken der X-Taste den Auswahlbalken zum Anhalten bringen. Es kann aber auch sein, dass das ganze ins Leere geht und man steht ohne gewonnenen Wagen da. Hier ist eine ganze Menge Geschick und natütlich auch Glück notwendig. Auch beim Tuning geht Enthusia einen etwas anderen Weg: die nach dem Rennen erhaltenen Enthu-Punkte fließen auch unmittelbar in die Verbesserung des Wagens mit ein. Die Teile können aber, wie die Wagen auch, nicht gekauft werden, sondern das Spiel selbst entscheidet was jetzt getunt wird, ganz automatisch. Das ist leider nicht immer von Vorteil, denn das Schema Läuft immer gleich ab: erst Gewicht, dann die Bremsen, erst dann kommt der Motor dran. Das ist nicht immer von Vorteil, denn einen schwachen Wagen mit guten Lenkeigenschaften diese noch einmal zu verbessern, ohne den Motor in Betracht zu ziehen, kann auf der Geraden unangenehme Folgen haben und ist auch demnach nicht für die amerikanische Nudeltopfstrecke. Schade nur, dass bei getätigtem Tuningwerk die technischen Spezifikationen auf dem Datenblatt gleich bleiben. So auch der Leistungsindex, welcher immer glich bleibt, egal welche Tuningstufe das Auto bereits erreicht hat. Dafür winken eine Menge Rennveranstaltungen: Autos bis 1.000-, 2.000- oder 3.000 cm³, Zweisitzer, 70er, 80er, Vans, Schlachtschiffe, Front oder Hecktriebler und vieles mehr. Darüber hinaus gibt es noch Rennen, welche für Wagen reserviert sind, welche viele aus Film und Fernsehen kennen, wie den Aston Martin DB5, DeLorean DMC-12 oder den '72er Pontiac Firebird Trans Am.


künstliche Dümmlichkeit
Da der Spieler eigentlich nie allein auf der Strecke sich befindet, sind folglich auch andere Fahrer mit auf selbiger. Die Interaktion der Fahrer ansich auf die Strecke ist gut, was nicht das Problem ist, sondern ein Störfaktor, der sich in einem Rennen nunmal nicht vermeiden lässt: die Anderen - und am allerwenigsten der Störfaktor Spieler. Fast Rücksichtslos wird reingezogen, rübergezogen und eigentlich wegen gar nichts gebremst - oder sollte ich sagen: ausgebremst. Überholen ist da schier unmöglich, ohne dass etwas passiert. Eine Berührung mit dem Feind ist nicht immer ausgeschlossen und das allein ist schon ein Problem. Es gibt da noch den Faktor Enthu-Punktesystem. Eine Art Lebensanzeige, welche jeglichen Fahrfehler des Fahrers ahndet und die sich nach jedem Rennen wieder einen gewissen Grad auflädt. Vom völligen Ausritt ins Kiesbett, das Umplügen der Grasnarbe, die Berührung des Wagens durch einen Gegner oder Gegenstand an der Strecke, einfach alles wird mit einem mehr oder minder hohem Abzug in der Leiste bestraft. Nach dem Rennen werden die Abzüge zusammengezählt und werden von den sonst erreichten Punkten abgezogen. Das allein ist ja auch nicht das Problem, sondern dass man; erstens: mit Mitfahrern zu kämpfen hat, welche fast sturheil nur ihre mehr oder weniger perfekten Runden drehen, komme was da wolle; und zweitens: letztendlich eh bestraft wird, weil es auch einen Abzug gibt, wenn der Gegner bei einem selbst gerade versucht, ein Bauteil des Wagens in einen anderen Zustand zu bringen. Zwar habe ich schon schlechteres gesehen, aber nach oben ist noch eine Menge Luft.


Stell' an das Heck
Wie es schon in den voran gegangenen Videodemonstrationen sehr schön zu veranschaulichen war, handelt es sich bei Enthusia Professional Racing um eine (fast) waschechte Simulation, welche sogar den Grad an Echtheit des Fahrgefühls den Konkurenten Gran Turismo alt aussehen lässt, ohne dabei den Fahrspaß im Keim zu ersticken, wie das große Vorbild. Wirklich jedes Auto ist mit der Handbremse zu einem Heckschwenk zu überreden. Vor allem Hecktriebler machen Spaß, denn in vielen Fällen reicht es einfach, das Hinterteil durch ein aggressives aber zielgenaues Lenkmanöver anzustellen und den Antrieb den Rest machen zu lassen. Dies kann durch gezielte Einstellungen noch weiter verbessert werden. Stellt der Spieler die Differentiale voll auf Sperrung, muss dieser schon eine Menge von Lenkradakrobatik verstehen, um nicht stehend und qualmenden Reifen in die Richtung zu schauen, aus welcher dieser gerade kam. Doch sollten Einstellungen bei manchen Autos, wie den Giftzwergen Abarth 1000 TCR oder dem Caterham vorsichtig vorgenommen werden, da sie schon im Serienzustand ziemlich aggressiv zu Fahren sind und das Sperren der Differentiale macht es nicht gerade einfacher, vor allem, wenn diese noch getunt sind. Aber viele Wagen verhalten sich eher gesittet und bekommen erst mit der richtigen Einstellung und dem Tuning richtig Würze. So ist es auch nicht verwunderlich, dass gerade Schwergewichte, wie der Toyota Celsior und der Landcruiser 100 mit seinem bärigen 4,2 Liter Turbodiesel zu meinen Lieblingen gehören - und das nicht nur weil es sich dabei um Toyotas handelt. Bei vielen Spielern verhält sich das ähnlich, denn das Einstellungsmenü überreizt mit Zahlen, sondern mit fast stufenlos einstellbaren und klar verständlichen Schiebereglern. So ist es auch für AutoFANS gedacht, welche sich zwar für Fahrzeuge interessieren, jedoch weit entfernt sind von AutoENTHUSIASTEN.


Gut gesteuert
Noch mehr, als bei simplen Rennspielen, ist es für eine Simulation äußerst wichtig, dem Spieler eine Steuerung in die Hand zu geben, welche zu einem Spiel dieser Gattung würdig ist und das machte Konami wie immer mit vollster Bravur. Die Grundsteuerung ist ählich, wie sonstigen Rennspielen, doch gibt es etwas, was zuvor noch keiner bot: der Spieler kann einen G-Kraftmesser an- oder ausschalten. Dieser ist dazu da, um dem Fahrer zu zeigen, welche Beschleunigungskräfte wann, wo und wie Stark auf das Gefährt einwirken. Doch bleibt ein Wehrmutstropefen, denn leider funktioniert das alles lediglich mit dem Dual Shock 2, da es die analogen Knöpfe und Joysticks dieses Contollers braucht, um das Fahrzeug zielgenau über den Kurs zu heizen. So verhält es sich auch im Zweispielermodus. Wer keine zwei Dual Shock 2 besitzt, schaut in die Röhre ... oder auf's Plasmapanel.


Nette Dreingaben
Auf den ersten Blick mag Enthusias optische Präsents weniger zu überzeugen, als Gran Turismo, doch wirkt es deutlich lebendiger, da sich im Hintergrund eine Menge tummeln kann. So plätschert eindruckvoll ein Wasserfall, eine große Passagiermaschine setzt zur Landung an, Vögel ziehen über einem hinweg oder eine Fliegerstaffel zieht farbige Rauchschwaden hinter sich her. Auch die Strecken wirken deutlich mehr nach Realität und wirken lange nicht so steril und es gibt auch Reifenabrieb auf dem Asphalt. Doch das alles hat einen Preis: die Autos wirken nicht so toll ausgearbeitet, wie im Hauptkonkurent, aber immer noch sehr gut. Aber leider muss ich sagen, dass es zwar alles schön anzuschauen ist, doch wenn die volle Aufmerksamkeit der Streckenfühung und den Gegner gelten, ist dafür eindeutig weniger Zeit.


Ohrenschmerzen
Nicht ganz so schön wie die Grafik, ist leider die Geräuschuntermalung geworden, dabei rede ich aber nicht von den teilweile doch gelungenen Motorsounds gemeint, sondern die Musik. Wer japanische Rennspiele kennt dieses Problem. Nervige J-Pop-Dudelei belämmert die ganze Zeit. Diese ist zwar abstellbar, doch ist es mit dem Ton im Intro dann auch essig. Hier hätte Konami deutlich mehr Sorgfalt walten lassen müssen


Fazit
Mit Enthusia - Professional Racing ist Konami ein ganz großer Wurf gelungen, der sogar Gran Turismo wie einen Arcaderenner aussehen lässt. Zwar nicht perfekt, schrammt diese Simulation haarscharf am Thron vorbei. Es polarisierte und spaltete die Gemeinschaft in zwei Lager: die Gran-Turismo- und eben die Enthusia-Jünger, aber das tut jedes richtig gute Spiel. Darüber hinaus ist konamis Vorzeigesimulation ein Spiel, dass sich kein PS- und Driftjunkie entgehen lassen darf. Spaß ist garantiert. Dieses Spiel sorgt für viele Stunden Spaß und Lenkradakrobatik pur. Für Leute, die etwas wirklich realistisches für die PS2 suchen, sind hier genau richtig. Darüber hinaus bietet Enthusia auch Wagen und -Klassen, die man bei den Konkurrenten vergeblich sucht. Lediglich der Sound gibt Anlass zur Kritik.


Meine Wertung
sehr zu empfehlen



© 2009, 2013, by Doktor Hachi Roku

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Dr. GDI« (21. Mai 2013, 23:52)


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Sonntag, 17. März 2013, 23:46

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