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Dienstag, 13. Oktober 2009, 07:52

TEST: Grandia (Sony Playstation)

Nur wenige Spiele gelten als Meilenstein und noch weniger ist es vergönnt, den Titel Meisterwerk zu tragen. Einer eben dieser ist ganz ohne Zweifel ist das rundenbasierte Rollenspiel Grandia aus dem Hause Game Arts, das schon mit Spielen wie Thexder und der Lunar-Reihe von sich Reden machte. Als Grandia 1997 exklusiv auf dem Sega Saturn in Japan erschien, überschlugen sich die Kritiker mit positiven Bewertungen und viele kürten es zu einem der besten Spiele dieser Konsole überhaupt. Grund genug, um es für Sonys Playstation umzusetzen und dieses mal auch weltweit. Aber erst Ende März 2001, also über zwei ein halb Jahre, nach der Veröffentlichung auf Segas 32biter, erschien dieses Spiel auch hier in Europa. Und das Warten sollte sich lohnen.


Abenteuern für Anfänger
Der junge Möchtegern-Abenteurer Justin zieht es in die weite Welt hinaus, um verschollene Schätze zu entdecken und um die letzten Rätsel versunkener Kulturen zu lösen. Dabei wird er von der kleinen Sue und ihrem Haustier Puffy begleitet, die ihm hilfreich zur Seite stehen. Justin ist ein echter Heißsporn und will am liebsten immerfort mit dem Kopf durch die Wand. Es ist sein sehnlichster Wunsch, seinem Vater und Großvater nachzueifern, die ebenfalls große Abenteurer waren und von denen er den sogenannte Seelenstein vermacht bekam. Um diesen ranken sich allerlei Legenden. Dieses ungleiche Paar begibt sich auf eine abenteuerliche Reise, um, für das ortsansässige Museum, eine neu entdeckte Ruine zu begutachten. Auf ihrem Weg treffen sie allerlei böse Gestalten. Doch gibt es auch andere, die sich später der Reisetruppe anschließen. Eine davon ist die in der Neuen Welt bereits überaus berühmte Abenteuerin Feena und im Laufe der Geschichte wächst zwischen Justin und ihr das zarte Pflänzchen der Zuneigung. Hier beginnt ein fulminantes Abenteuer, für das es nur ein Wort gibt: episch.


Taktik gewinnt
Wer die Lunar-Spiele kennt, wird sich schnell zurecht finden, denn so weit ist es gar nicht davon entfernt. Wie in Japano-Rollenspielen üblich, gibt es auch hier einen Wechsel zwischen zwei Ansichten. Die Landkarte, auf der man sich bewegt und der Kampfbildschirm. Wer jetzt an Final Fantasy denkt, liegt gar nicht so verkehrt, doch läuft es in Grandia ein klein wenig anders ab. Statt still in einer Reihe auf die nächste Kampfhandlung zu warten, bewegen sich die Protagonisten und Feinde frei über das Kampffeld. Auch der Ladebalken, der aufzeigt, wann welcher Charakter wieder eine Aktion ausführen kann, ist ähnlich. Einzig die Ausnahme, dass auch die Feinde angezeigt werden, hebt es wohltuend von den Square-Spielen ab. Dies verleiht dem ganzen eine taktischere Note, da jetzt der Angriff penibler geplant werden kann. Da jeder Charakter so seine ganz eigenen Vorteile und Nachteile mit sich bringt, muss auch darauf geachtet werden. Wie in allen anderen Rollenspielen auch, ist der geneigte Spieler dazu angehalten, Sachen zu kaufen, die den Protagonisten besser ausstatten. Dabei sollten die Schuhe nicht außer Acht gelassen werden, da diese nicht nur einen Rüst- sondern auch einen Wert enthalten, der zusammen mit der Ausdauer, den Träger schneller und/oder ausdauernder über den Kampfbildschirm laufen lassen. Das trifft aber leider fast nur auf Fußbekleidung zu, die kaum Rüstungswert besitzt. Schuhe mit hohem Schutz sind meistens schwer und klobig, sodass der Träger nicht sehr lange Strecken damit zurücklegen kann und demnach nur Gegner in der unmittelbaren Umgebung in einem Zug erreicht. So schön und anders auch das ganze Herumgelaufe klingt, einen Nachteil hat das ganze. Oft kommt es vor, dass mehr als drei auf einmal gleichzeitig angreifen, was zu einem regelrechten Gerangel führen kann, da sie sich so richtig schön im Weg stehen und nicht die Bohne daran denken, sich gegenseitig vorbei lassen. Das ist aber auch schon der einzige, aber leider auch der gröbste Schnitzer, den sich Game Arts leistete. Aber sonst hält sich Grandia an die üblichen Rollenspielkonditionen. Große Gebiete, die mit vielen Monstern gespickt sind. Aber keine Sorge, denn einigermaßen gleichmäßig verteilte Speicherpunkte erleichtern das Geschehen ungemein. Außerdem sei noch erwähnt, dass diese Plätze noch als Erholungspunkte dienen und den gesamten Punktehaushalt wieder auffüllen.


Aufleveln mal etwas anders
Wer Final Fantasy II kennt, weiß, dass es etwas anders ist, als die übrigen der Serie. So ähnlich wie in Squares zweitem Teil seiner Vorzeigeserie läuft es auch hier ab. Zwar gibt es Punkte, die den Charakter eine Stufe weiterbringen und Werte wie Stärke, Ausdauer usw. verbessern, doch alles andere steigert sich erst nach Gebrauch, was auf Waffen, wie auch auf Zauber zutrifft. So erlernt man erst die stärkeren Feuerzauber, wenn diese auch häufig genug angewendet wurden. Mit Wasser, Wind und Erde verhält es sich genau so. Des weiteren ist es möglich, verschiedene Elemente miteinander zu Kombinieren. So wird auch Wind und Wasser Eis oder aus Erde und Feuer Magma. Das eröffnet weitere Einsatzgebiete der Zauberei. Auch diese können durch häufiges Anwenden weiter ausgebaut werden, was wiederum neue Zauber hervorbringt. So ist es nicht verwunderlich, dass Grandia eines der abwechslungsreichsten Kampf- und Magiesysteme seiner Zeit besaß.


Der Weg ist das Ziel
Die Steuerung ist eingängig und leicht zu erlernen, außerdem gibt sie keinerlei Rätsel auf. Über die oberen Schultertasten gibt der Spieler den Befehl zum Kameraschwenk, der allerorten auch wirklich nötig ist, da sich die Kamera nicht automatisch nachjustiert und man auch nicht um die Ecken gucken kann. Außerdem kann der Spieler über diese Befehle auch lenken, was dann das Nachjustieren überflüssig macht. Bei der Unkonvertierung dachte Game Arts auch an den Dual Shock der Playstation und erweiterte die Steuerung. So kann der linke Stick zum Steuern, der rechte zur Kamerabewegung genutzt werden; die obligatorische Rüttelfunktion versteht sich von selbst. Jedem Spieler sei geraten, sich überall einmal umzusehen, da sich oft kleine Sachen finden lassen, deren Inhalt vom schnöden Mammon bis hin zu äußerst interessanten Ausrüstungsgegenständen reicht. Auf dem Weg zum nächsten Punkt liegen verteilt sogenannte Aussichtspunkte mit deren Hilfe sich die Umgebung etwas genauer beobachten lässt. Leider sind in diesem Modus die Feinde ausgeblendet. Außerdem ist auf der Karte einsehbar, wo sich die Gegner aufhalten und der Spieler kann ihnen aus dem Weg gehen oder versuchen, den besten Zeitpunkt abzupassen, um die beste Ausgangslage zu einem Kampf zu erhaschen, indem man den Feinden in den Rücken fällt.


Tolles Klangbild
Neben der Steuerung und der Geschichte ist noch der Sound hervorzuheben, der, ohne Übertreibung, als einer der besten gelten kann, der seinerzeit bei Rollenspielen aus good ol’ Nippon zu finden ist. Außerdem hatte Grandia Final Fantasy etwas voraus: die Sprachausgabe; etwas, worauf FF-Fans sich noch bis Teil zehn gedulden mussten. Leider ist anzumerken, dass diese etwas zu kurz und demnach auch nicht gerade sehr häufig zum Zug kommt. Und auch manche Synchronisatoren wirken etwas gelangweilt und wenig motiviert, was einige Sprechrollen etwas unpassend wirken lässt. Aber alles in allem war Grandia auf diesem Gebiet allen anderen ein ganzes Stück voraus und das nicht nur wegen der tollen Musik, welche die aktuelle Stimmung mehr als passend wiedergibt.


2D und 3D Hand in Hand
Um ganz ehrlich zu sein, hier leistete sich Game Arts einen Schnitzer. Zwar ist die Umgebung in drei Dimensionen gehalten, alles andere aber in lediglich zwei. Bitmap-Figuren vor Polygon-Hintergründen, um es simpler auszudrücken. Wer jetzt aber glaubt, die Hintergründe seien dadurch reich detailliert, irrt. Alles wirkt etwas trist, winkt aber mit tollen Dreingaben, welche die Tristesse etwas vergessen lassen und dem Ganzen deutlich mehr Leben einhauchen. Die Portierung von Saturn auf Playstation scheint aber ziemliche Probleme gemacht zu haben. Bei Kameraschwenks und bei großem Spriteaufkommen kann es zu Einbrüchen der Framerate kommen. Das kommt daher, da es sich bei der Sony-Konsole um eine reine 3D-Maschine handelt. Daher müssen Sprites kompliziert emuliert werden, was gehörig Leistung frisst. Wenn ich aber daran denke, welches 2D-Feuerwerk die 1er Playse bei richtiger Programmierung zu Zaubern im Stande ist, gibt Grandia nicht gerade viel her.


...noch etwas...
Seit einiger Zeit steht Grandia als Download für die Playstation 3 bereit, das obendrein das Ruckeln hinter sich gelassen hat und mit Weichzeichnung aufwartet.


Fassen wir zusammen
Zwar ist die optische Präsents nicht gerade die Welt und wäre beileibe verbesserungswürdig, doch Musikuntermalung und die Sprachausgabe sind aller erste Sahne, auch wenn letzteres etwas zu kurz kommt. Wer auf Grafik pfeift und ein fantastisches Rollenspiel, mit einer unglaublich guten und dichten Geschichte sucht, ist hier bestens aufgehoben. Diese Perle sollte in keiner Playstation-Sammlung fehlen. Für mich zurecht ein Meisterwerk, das in einem Atemzug mit Final Fantasy VI, VII und VIII oder Ocarina of Time genannt wird. Wäre es auch hierzulande auf der Saturn erschienen, hätte es diesem Gerät sicherlich einen großen Schub gegeben.


Meine Wertung:
Pflichtspiel



© 2009, 2011, by Doktor Hachi Roku

Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von »Der Doktor« (18. Oktober 2011, 09:01)


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Freitag, 16. September 2011, 09:01

Hier die überarbeitete Fassung meines schon zwei Jahre alten Testberichts. Die .pdf folgt demnächst.

Roy776

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Mittwoch, 16. Januar 2013, 13:14

Unglaublich, dass ich diesen Test erst jetzt bemerkt habe :wacko:
Super geschriebener Test über einen absoluten Spitzentitel! Ich selbst hab ihn vor kurzem erst auf der PSP durchgespielt und fand ihn erste Klasse! Rollenspiele, die mit so viel Liebe zum Detail entwickelt werden, lassen sich heutzutage leider kaum noch finden... einfach nur Schade.

4

Mittwoch, 16. Januar 2013, 13:31

Du weißt ja: bei sowas tu' ich, was ich kann ............ naja, fast...!

Roy776

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Mittwoch, 16. Januar 2013, 13:34

Du weißt ja: bei sowas tu' ich, was ich kann ............ naja, fast...!
Nicht nur fast, merklich :-D Ich fand deine Tests immer sauber, ordentlich und interessant verfasst. Und ich bekomme gerade Lust darauf nochmal einen eigenen zu schreiben. Werd ich höchstwahrscheinlich heut oder morgen auch noch tun.

6

Mittwoch, 16. Januar 2013, 13:44

Ich hab da noch ein paar in der Schublade, aber mal sehen, ob die sich lohnen zu Posten.

Roy776

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Mittwoch, 16. Januar 2013, 13:55

Ich würd's durchaus begrüßen, also überleg's dir :thumbsup:

8

Mittwoch, 16. Januar 2013, 13:59

Mach ich schon seit einem halben Jahr. Gut, hast mich breitgeschlagen. Aber dann bitte nicht meckern, wenn's mal wieder Spiele sind, welche eine Niesche besetzen, die keiner mag.

Roy776

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Mittwoch, 16. Januar 2013, 14:06

Mach ich schon seit einem halben Jahr. Gut, hast mich breitgeschlagen. Aber dann bitte nicht meckern, wenn's mal wieder Spiele sind, welche eine Niesche besetzen, die keiner mag.

Gerade Nieschenspiele brauchen Beachtung, meinst du nicht? 8)

10

Mittwoch, 16. Januar 2013, 14:14

Schon, aber "Densha de GO!" hat noch kein Schwein angeguckt!

LoveBeast

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Donnerstag, 17. Januar 2013, 04:23

Danke für deinen Test, ich hab das spiel auch und finde es auch genial.

Claire ist einfach nur EPIC :love: :love: :love:

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